Über den Autoren Gedachte Weiteres Nachtschicht Hölzern Laute Strophen Gabersee Neue Gedichte Spätschicht Frühling Plötzlich - Fragmente Hoffnung Solitär Gedankenrose Flaschenzyklus Äste mit Flechten Zerr Riß en height les enfants du terror Neuanfang von den Blumen des Bösen Klagelieder Buntsandstein Unerwartet Das Buch der Dunkelheit Mehr Das Buch von Feldherr Claudius Die heile Welt des Strassenkehrers N. Maria Beyer-Görnert Rose Ausländer Paul Celan Selma Meerbaum-Eisinger | Feldherr Claudius Feldherr Claudius hatte in vielen Schlachten mitgekämpft, er hatte einen angesehenen Posten als Senator in seiner Heimatstadt. Seine Töchter hatten einflußreiche Männer geheiratet, er hatte eine liebe Frau. Nun, nachdem er alle seine Angelegenheiten geregelt hatte, hatte er seinen vertrautesten Diener zu sich befohlen und diesen den Schlaftrunk zubereiten lassen, der seinem Leben ein würdiges Ende bereiten sollte, bevor er alt und schwach wurde und jeden Respekt der Gesellschaft verlor. Er hatte den Kelch bereits an seine Lippen gesetzt, als eine Sklavin hereinstürzte; er war wütend, er hatte ausdrücklich befohlen, ihn alleine zu lassen und nicht gestört zu werden. Die Stadt wurde von Hunnen angegriffen, der Lärm der sich bewaffnenden Bürger war durch die offene Türe zu hören. Claudius sprang auf, vergaß seine vorherige Absicht und ließ sich wappnen und gürten. Mit Schild und Schwert bewaffnet sprang er auf das bereitgestellte Kampfroß und übernahm die Leitung der Verteidigung der Stadt. Es gelang, die angreifenden Horden zurückzuschlagen, doch als Claudius nach der sinnlosen Verfolgung der Reiter zurückkehrte, war die Stadt von einer anderen Gruppe erobert und gebrandschatzt worden. In seinem Haus fand er seine Frau ermordet, und als er seine drei Töchter suchte, fand er zwei von ihnen mißbraucht und tot, von der dritten und jüngsten wußten Überlebende nur zu berichten, daß sie auf ein Pferd gerissen und verschleppt worden sei. Als er in sein Haus zurückkehrte, fand er seinen treuen, alten Diener tot. Dieser hatte den Kelch geleert, sein Körper war unversehrt. | |